Asteroidenenschlag am Nördlinger Ries
Vortrag von Manfred Hoersch ( Email )
Sternwarte im Lohfeld, den 6.10.99
Inhalt:
2.1 Wo liegt das Nördlinger Ries
2.2 Der Einschlagskrater
2.3 Andere Einschlagskrater
2.4 Die Begriffe Asteroid und Meteorit
2.5 Der Einschlag am Nördlinger Ries
2.6 Die Wissenschaftler und der Mond
Immer wieder kann man in der Presse von gefährlichen Himmelskörpern lesen, die der Erde bedrohlich nahe kommen. Gelegentlich ist auch von möglichen Kollisionen die Rede. In Filmen, wie z.B. The Asteroid oder The Impact, wird diese Vision zur Wirklichkeit.
Bisher waren diese Berichte Gott sei Dank reine Spekulationen oder gewollte oder nicht gewollte Rechenfehlern, die kurz nach der Meldung korrigiert wurden.
Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Meteoriteneinschlag zu Schaden zu kommen ist äußerst gering, sicherlich viele viel geringer, als bei einem Autounfall verletzt zu werden.
Dennoch ist es in der langen Geschichte der Erde, die immerhin gut 4 Mrd. Jahre auf dem Buckel hat, immer wieder zu Einschlägen von Himmelskörpern gekommen.
Gemessen an dem Alter der Erde, ist es gar nicht solange her, nämlich 15 Mio. Jahre,
dass ein Asteroid sogar auf das (heutige) Gebiet der BRD eingeschlagen ist.
2.1 Wo liegt das Nördlinger Ries
Die Einschlagsstelle des Asteroiden, der vor 15 Mio. Jahren auf die Erde
stürzte, liegt an der westlichen Landesgrenze von Bayern, etwa 100km östlich von
Stuttgart. Es ist das Nördlinger Ries. Inmitten des Kraters liegt die Stadt Nördlingen.
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Die reizvolle Stadt Nördlingen mit der vollständig restaurierten Stadtmauer ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Besuch ist sehr lohnenswert. In Nördlingen befindet sich auch das Rieskratermuseum. Dort kann man viele interessante Einzelheiten zu dieser kosmischen Katastrophe erfahren. |
Natürlich unterscheiden sich die Mondkrater von den Kratern auf der Erde. Da der Mond keine Atmosphäre besitzt, gibt es dort kein Wetter, also auch keine Erosion.
Bedenkt man die ungeheuer lange Zeit von 15 Mio. Jahren, ist der Krater heute immer noch recht gut zu erkennen. Das nächste Bild zeigt eine Luftaufnahme.
Der Durchmesser beträgt ca. 25 km. Damit ist das Nördlinger Ries der größte
Einschlagskrater in Europa.
Das Kraterbecken liegt zwischen 100-150m tiefer. Der maximale Höhenunterschied beträgt
mehr als 200m.
Auf dem Relief wird die Struktur besser sichtbar. Die
Höhenunterschiede wurden um den Faktor 3,7 verstärkt.
Das Ries ist einer der am besten erhaltene "Großkrater" der
Erde.
Zu den jüngeren und kleineren Kratern zählt der bekannte Arizona-Krater, der vor 20 000
50 000 Jahren entstand.
Der Barringer- oder Arizonakrater hat einen Durchmesser von 1,2 km und ist 170m tief. Er wurde durch den Einschlag eines Eisenmeteoriten verursacht, der 30m groß und 10 000t schwer war. Im Umkreis von 15 km findet man auch heute noch viele Trümmer vom Meteoriten. Die Aufprallgeschwindigkeit betrug 15 km/s.
2.4 Die Begriffe Asteroid und Meteorit
Asteroiden sind Kleinplaneten, auch Planetoiden genannt. Die meisten Asteroiden umkreisen die Sonne zwischen der Mars- und der Jupiterbahn im sogenannten Asteroidengürtel. Ist ein Asteroid kleiner als 1km so spricht man von Meteoriten. Die Leuchterscheinung, die ein Meteorit in der Erdatmosphäre hervorruft, wenn er verglüht heißt Meteor (Sternschnuppe). Meteore werden in den meisten Fällen von winzigen Körnchen hervor gerufen. Erst wenn der Meteorit größer ist, besteht die Gefahr, dass er nicht vollständig verglüht und ein Teil von ihm auf die Erdoberfläche trifft.
Man kennt heute ca. 60 000 Asteroiden. Der größte heißt Ceres.
Sein Durchmesser beträgt 1003km. Den Asteroiden Vesta kann man gelegentlich sogar
mit bloßem Auge am Himmel erkennen.
2.5 Der Einschlag am Nördlinger Ries
Der Asteroid, der das Nördlinger Ries formte, hatte einen Durchmesser von 1000m und eine Masse von 3 Mrd. Tonnen; er bestand vornehmlich aus Stein.
Der Krater, der vor 15 Mio. Jahren entstand hatte eine Tiefe von 1000m. Der innere Krater hatte einen Durchmesser von 12km, der äußere ist 25 km breit.
In der langen Zeit nach dem Einschlag ist der Krater zu einem großen Teil aufgefüllt. Das Kraterbecken liegt heute immer noch zwischen 100-150m tiefer. Der maximale Höhenunterschied beträgt mehr als 200m.
Der
Verlauf der Einschlages wird
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Die Phasen der Kraterentstehung werden auf den folgenden Bildern noch genauer gezeigt:
Phase 1 Der Meteorit nähert sich.
Phase 2 Der Aufschlag des Meteoriten
Phase 3 Gestein und Meteorit verdampfen
Phase 4 Impactmetamorphose
Phase 5 Ende der Kraterbildung
Phase 6
Postriesische
Kraterentwicklung
Wie man an Hand der Abbildungen erkennen kann, ist der Steinmeteorit beim Aufprall vollständig verdampft. So kommt es denn auch, dass man heute keine Trümmerteile finden kann, wie das in Arizona der Fall ist. In Arizona bestand aber der Meteorit aus Eisen. Er ist beim Aufprall nicht völlig verdampft sondern z.T. auseinander gebrochen.
Dafür haben sich aber Gesteinsarten gebildet, die sonst auf der Erde nicht vorkommen. So entstand das sogenannte Suevit ( Schwabengestein ). Es hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem Mondgestein. Die Kirche in Nördlingen wurde aus Suevit erbaut. Da dieses Gestein aber nicht besonders witterungsbeständig ist, wurde es mit der Zeit durch andere Steine ersetzt.
In den vielen Steinbrüchen rund um Nördlingen, kann man auf geologische Entdeckungsreise gehen. Es gibt dort viele seltene Mineralien, die durch den Einschlag entstanden sind.
2.6 Die Wissenschaftler und der Mond
Lange Zeit war nicht geklärt, wie das Ries entstanden ist. Man glaubte
zunächst es sein vulkanischen Ursprungs.
Prof. E.M. Shoemaker ( bekannt durch den Kometen Shoemaker-Levy-9, der im Juli 1994 auf dem Jupiter einschlug ) und Dr. E.T.C. Chao erbrachten 1960 den Bewies, dass das Ries durch den Einschlag eines großen Meteoriten entstanden ist.
Da die Steine im Ries dem Mondsteinen sehr ähnlich sind, fand 1971 im
Ries ein geologisches Training der Astronauten der Missionen Apollo 14 und 17 statt.
Dies ist auch der Grund, weshalb die NASA dem Rieskratermuseum ein Stück vom
Mond zur Verfügung stellte. Das Foto zeigt den Mondstein. Er wurde von der Kraterlandschaft der Descartes-Region am 22.4.72 vom Astronauten Charles Duke (Apollo 16) vom Mond zur Erde gebracht. Auf dieses einzigartige Exponat darf das Museum zu Recht stolz sein. |
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Wer die Gelegenheit hat, einmal zum Ries zu reisen, der sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, einen Abstecher nach Nördlingen zu unternehmen, um sich die Stadt und natürlich das Rieskratermuseum anzusehen. Empfehlenswert sind Wanderungen und Erkundungen der nahegelegenen Steinbrüche, die man am besten mit sachkundigen Führern unternehmen sollte. Steinbrüche sind nicht ungefährlich, einige sind zu dem noch in Betrieb.
Der Asteroid, der vor 15 Mio. Jahren hier einschlug, hat für immer seine Spuren hinterlassen. Würde sich ein solcher Vorfall heute ereignen, wäre das eine Katastrophe. Im Umkreis von über 100 km würde heute wie damals alles Leben vernichtet. Globale Klimaveränderungen wären nicht auszuschließen.
Uns mag die Erde groß erscheinen, verglichen mit dem Kosmos ist unser
Planet aber winzig klein. Daher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er mit anderen
Himmelskörper zusammenstößt ebenso winzig. Kleine Brocken, wie etwa die Meteoriten,
sind meist ungefährlich. Sie führen zu den beliebten Sternschnuppen, an deren Anblick
wir uns erfreuen können.
Gelegentlich tauchen neben Meteoriten und Asteroiden andere Vagabunden des Sonnensystem auf: die Kometen. Auch Kometen sind Querläufer, und können auf andere Himmelskörper stürzen. Die meisten stürzen jedoch fast unbemerkt in die Sonne, da diese weit aus größer ist, als jeder andere Himmelskörper im Sonnensystem. An unserer kleinen Erde fliegt eben Gott sei Dank fast alles nur vorbei. Und an den eben erwähnten Kometen haben wir unsere Freude. Das Foto zeigt den bekannten Kometen Hale-Bopp der im Jahre 1997 uns alle zu einem fantastischen Himmelsschauspiel einlud.
Untersuchen, staunen und schauen sollte uns wichtig sein, ohne Angst vor kosmischen Katastrophen, denn das menschliche Leben ist, gemessen am Alter des Universum doch recht kurz, zu kurz eben, um sich unnötige Sorgen und Gedanken zu machen !
Ende
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